Marthelchen. Der Film.
Interview mit Marlene Dirks, DemenzHilfe Oldenburg e.V.
„Marthelchen“ – so nennt die Oldenburger Kammerschauspielerin Elfi Hoppe ihre Tante, der sie ein Buch und jetzt auch einen Film gewidmet hat. In kleinen, anekdotischen Szenen erinnert die Nichte an das resolute und originelle Tantchen aus Ostpreußen. Produziert wurde der Film von der DemenzHilfe Oldenburg e.V.
Frage: Frau Dirks, wie kam es zu der Idee, das Buch „Marthelchen“ zu verfilmen?
Marlene Dirks: Seit zwei Jahren ist Elfi Hoppe die Schirmherrin der DemenzHilfe Oldenburg e.V. Im vergangenen Jahr hatte sie – vor allem angesichts der coronabedingten Kontaktbeschränkungen in den Pflegeheimen – die Idee, ihr Buch mit uns gemeinsam eigens für Demenzbetroffene zu verfilmen. Die Regie führte Elfi Hoppe selbst gemeinsam mit Dr. Uta Fleischmann, die 2014 bereits das Buch herausgegeben hat.
Frage: Wovon erzählt der Film ?
Marlene Dirks: „Marthelchen“ handelt von den Erzählungen der Tante Elfi Hoppes und so ist der Film ein Teil ihrer Familiengeschichte. Bei der Flucht aus Ostpreußen, während des Krieges, ist die Tante in Worpswede untergekommen, wo die Nichte sie oft besuchte. Die Erzählungen und Anekdoten, die auch im Buch enthalten sind, haben wir jetzt in den Film überführt. Elfi Hoppe, die dabei selbst das „Marthelchen“ spielt, gibt diese Geschichten in einzelnen Episoden wieder.
Frage: Welche Rolle spielt dabei die ostpreußische Herkunft?
Marlene Dirks: Elfi Hoppe wurde selbst in Ostpreußen geboren. Gerade mit diesem Dialekt macht sie ihr gewitzes Tantchen lebendig, denn für die Zuschauer bedeutet das Hören dieser Sprache etwas Vertrautes. Unter den Dementen in den Heimen zählen wir rund 80 Prozent, die aus Ostpreußen stammen. Es sind vor allem Menschen, die im Zeitraum von Mitte der 1920er Jahre bis zum Kriegsende 1945 geboren wurden und die meisten von ihnen besitzen Flucherfahrungen.
Frage: Der Film ist also auf Menschen mit Demenz zugeschnitten?
Marlene Dirks: Ja, die einzelnen Episoden werden bewusst langsam und konzentriert erzählt, um die Betrachterinnen und Betrachter nicht zu überfordern. Zugleich ist es wichtig, die Heimbewohner zu beschäftigen und Anknüpfpunkte für sie zu schaffen, denn das eigene Ich und die eigene Lebensgeschichte, all das verlieren Menschen, die von Demenz betroffen sind. Mit der Muttersprache möchten für eine Brücke zur Welt der Demenzerkrankten bauen.
Frage: Wo wird der Film gezeigt?
Marlene Dirks: Zunächst einmal ist der Film für die Betroffenen selbst gemacht, aber auch für ihre Angehörigen. Ebenso ist unser Wunsch, dass der Film in Pflegeheimen und Wohngemeinschaften gezeigt wird. Eigentlich ist der Film für alle Bereiche in der Altenpflege geeignet, also auch für die Geriatrie. Schön an dieser Produktion ist, dass man den Film auch in einzelnen Abschnitten ansehen kann. Elfi Hoppe führt die Zuschauerinen und Zuschauer in jede Geschichte ein.
Frage: Das Booklet zeigt, dass viele an dem Projekt mitgewirkt haben.
Marlene Dirks: Wir haben den Film in Kooperation mit dem Sender Oldenburg Eins produziert. Von der Maske über Kamera und Schnitt und Beleuchtung bis hin zu den Illustrationen des Booklets waren rund ein Dutzend Mitwirkende beteiligt. Im Dezember, pünktlich zu Weihnachten, soll der Film fertig sein. Wie heißt es so schön im Prolog von Elfi: Es wurde zu unserer Herzensangelegenheit, Menschen, die ein wenig tüderig, vergesslich und ein wenig verrückt sind, zu erfreuen.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei unseren Sponsoren, ohne die wir diesen Film finanziell niemals hätten stemmen können!
LzO Regionale Stiftung
Kulturbüro der Stadt Oldenburg
Hayenstiftung / Bezirksverband Oldenburg
Ernst Prost Stiftung / Liqui Moly
Oldenburgische Landschaft
Kulturstiftung Öffentliche
Stadt Oldenburg / Corona Fond